Reisen mit Hydrocephalus

„Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzähl’n…“

Allgemeine Hinweise

Oft werden wir nach Verhaltensmaßregeln gefragt, wenn eine Reise ansteht – vor allem, wenn es per Flugzeug weiter in die Ferne gehen soll. Für Patienten mit Hydrocephalus und einer Hirnwasserableitung, egal ob VP-Shunt, VA-Shunt oder Endoskopischer Ventrikulozisternostomie (ETV) sind einige wenige Hinweise bedeutsam:

Prinzipiell ist das Reisen auch in Ferne Ziele unproblematisch, wenn man sich über die Gegebenheiten des Urlaubslandes informiert. Wichtig sind hier die notwendigen Impfungen und Reiseempfehlungen des Auswärtigen Amtes in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut:

Seite des Auswärtigen Amts Deutschland

Der sorgfältigen Schutz vor Infektionen ist vor allem für Menschen mit Hydrocephalus und Shuntversorgung sehr wichtig.
Die Selbsthilfegruppe Spina Bifida & Hydrocephalus Österreich und die ASBH Deutschland gibt Eltern und Betroffenen auf Ihrer Webseite auch wertvolle Hinweise.

Worauf sollte ich generell achten?

Hydrocephaluspatienten und Patienten mit Hirnwassershunts sind besonders empfindlich auf Änderungen des Hirndruckes, welcher auch wesentlich von der Hirnwasserproduktion abhängt. Diese wir vor allem vom Flüssigkeitshaushalt des Körpers mit reguliert, sodass gerade in tropischen Regionen unbedingt auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten ist, da durch Schwitzen, Atmung etc. schnell ein Flüssigkeitsmangel auftreten kann.

Sonnenbaden und direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf sollten durch Kopfbedeckung und Schatten vermieden werden, da einige Patienten leicht zu Hitzschlag mit Symptomen einer Shuntfehlfunktion (Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechten) neigen.

Sportliche Aktivitäten sollten entsprechend angepasst werden. Gegen Schwimmen, Schnorcheln oder auch Tauchen mit Gerät in geringen Tiefen spricht nach unserem Wissen und den Erfahrungen unserer zahlreichen mitbetreuten Familien nichts. Beim Gerätetauchen sollte auf eine Neigung zum Dekompressionssyndrom (Taucherkrankheit) geachtet werden – diese kann ebenfalls eine Shuntfehlfunktion vortäuschen oder maskieren.

Offene Verletzungen sollten in jedem Fall ärztlich begutachtet werden und großzügig antibiotisch abgedeckt werden. Tropenerkrankungen (u.a. Malaria) können das Gehirn und damit auch den Shunt betreffen. Bei entsprechendem Verdacht sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Es sollte auch bedacht werden, dass manchen Erkrankungen erst nach Wochen oder Monaten Symptome verursachen (sog. Inkubationszeit) – also u.U. nach der Rückkehr nach Deutschland. Deshalb den behandelnden Arzt immer aktiv auf Auslandsreisen in den letzten drei Monaten hinweisen!

 

Welche Unterlagen nehme ich mit?

Eine Shuntfehlfunktion lässt sich nie vollständig ausschließen und kann jederzeit auftreten, also auch auf Reisen. Es ist deshalb wichtig, zumindest eine englische Zusammenfassung oder einen Arztbericht der Erkrankungsgeschichte mitzuführen, im Idealfall auch die aktuellsten MRT-Aufnahmen als Papierausdruck und CD, um den Ärzten vor Ort im Reiseland einen Vergleich zu ermöglichen.

Gerne stellen wir Ihnen soweit möglich Ansprechpartner oder Kliniken im Reiseland zur Verfügung. Hierzu am können Sie uns direkt oder per Email kontaktieren: hydrocephalus@kinderneurochirurgie.at.

Was muß ich bei Flugreisen beachten?

Flüge sind prinzipiell umproblematisch für das Shuntsystem und seine Funktion. Die Passage der Metalldetektoren ist ungefährlich für die gängigen Shuntventil ohne Verstelleinheit. Verstellbare (programmierbare) Ventile können je nach Hersteller durch Magnetfelder beeinträchtigt werden – hier sollte man durch Vorzeigen des Ventilpasses diese vermeiden und einen Bodycheck durchführen lassen. Metallteile in den Shuntsystemen können bei einigen Herstellern zum Anschlagen der Metalldetektoren führen – auch hier sollte man den Ventilpass zur Hand haben.

Beim Flug selbst kann es zu Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen und auch Übelkeit kommen – vor allem bei Start und Landung. Genügend Trinken! Eine Shuntfehlfunktion während des Fluges ist sehr unwahrscheinlich, aber nie ausgeschlossen. Ein Zusammenhang mit dem Flug ist bisher noch nie nachgewiesen worden. Sollten Symptome 6-8h nach dem Flug weiter bestehen oder sich in dieser Zeit sogar verschlimmern, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden! Vor längeren Flugreisen und Auslandsaufenthalten ist es ratsam, den behandelnden Neurochirurgen um eine Kontrolle des Shunts zu bitten.

Sollte vorab eine Kontrolle gemacht werden?

Sind Sie unsicher, ob vorab der Shunt oder die Endoskopische Fensterung nochmals überprüft werden muss, ist es unbedingt ratsam, den behandelnden Neurochirurgen um Rat zu fragen. Insbesondere sollten Sie dies tun, wenn verdächtige Symptome vor Abreise auftreten.

DIESE INFORMATIONEN HABEN KEINEN ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT UND SIND NUR EMPFEHLUNGEN. SIE ERSETZEN NICHT DIE INDIVIDUELLE UNTERSUCHUNG UND BERATUNG DURCH DEN BEHANDELNDEN NEUROCHIRURGEN, DER IHR KIND IN DER REGEL AM BESTEN KENNT. BITTE BEACHTEN SIE AUCH DIE HERSTELLERHINWEISE DES SHUNTS-HERSTELLERS!!!

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